Samhuinn Fire Festival

Mein zweiter Monat in Edinburgh neigt sich dem Ende entgegen und damit steht auch eine der wichtigsten Entscheidungen bevor: was tun an Halloween? In meinem Fall lautete die Antwort: Samhuinn auf dem Calton Hill. Was das ist? Nun, lasst es mich erklären…

It’s almost the end of my second month in Edinburgh and with that comes one of the most important questions to answer: what to do on halloween. In my case, the answer was: Samhuinn on Calton Hill. Okay, Anna, and what’s that now? Well, let me explain…

National Monument on Calton Hill

Das Edinburgher Samhuinn Fire Festival wird seit 1995 jedes Jahr von der sogenannten Beltane Society organisiert. Gefeiert wird hier der Übergang vom Sommer zum Winter mit einem Mix aus Feuershows, Trommeln und „immersive performance“, was sich in diesem speziellen Fall als „halbnackte Menschen tanzen und spingen herum plus Feuer“ übersetzen lässt. Zu Beginn des Festivals kann man entweder dem Sommer- oder dem Winterhofstaat durch die Stadt hinauf auf den Calton Hill folgen. Hier „bekämpfen“ sich dann beide Jahreszeiten durch Tänze und Getrommel gegenseitig, bis schließlich gegen Mitternacht der Winterkönig den Sommerkönig besiegt. Die Darsteller sind dabei komplett kostümiert und geschminkt, wobei die Darsteller des Sommers so spärlich bekleidet sind, dass „kostümiert“ vielleicht übertrieben ist.

Since 1995, Edinburgh’s Samhuinn Fire Festival has been organised every year by the so-called Beltane Society. It celebrates the transition from summer to winter with a mix of fireplay, drums, and „immersive performance“, which roughly translates to „half-naked people dance and jump around plus fire“. At the start of the festival, one can either follow the summer or winter court procession through the city up to Calton Hill. Here, both seasons „fight“ against each other in a series of dances and drumming matches until, finally, the winter king defeats the summer king. The actors are all heavily costumed and made up. Although those playing summer characters are so sparcely clad that „costumed“ might be a bit exaggerated.

Die Sommerprozession am Ende eines Tanzes
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The summer procession at the end of a dance

So wunderlich wie das alles im ersten Moment klingen mag, so beruht das Festival doch auf einer alten gälischen Tradition. Das Samhain Festival, welches erstmals im 10. Jahrhundert in irischer Literatur erwähnt wurde, zelebriert traditionell das Ende der Erntesaison und den Beginn der „dunkleren“ Jahreszeit. Gefeiert wurde es wohl schon immer in der Nacht des 31.10. auf den 01.11., da der keltische Tag bei Sonnenuntergang begann. Samhain liegt damit ungefähr zwischen der Herbst-Tagundnachtgleiche und der Wintersonnenwende und gehört damit zu den sogenannten „quarter days“ neben Imbolc, Bealltainn und Lughnasadh. Diese markieren die wichtigsten keltisch-heidnischen Feiertage des Jahres. Imbolc wird meistens am 01. Februar oder ungefähr in der Mitte von Wintersonnenwende und Frühjahrs-Tagundnachtgleiche gefeiert. Bealltainn dann am 01. Mai oder in der Mitte von Frühjahrs-Tagundnachtgleiche und Sommersonnenwende, und Lughnasadh am 01. August oder in der Mitte von Sommersonnenwende und Herbst-Tagundnachtgleiche. Also eigentlich ganz simpel…

As astonishing as this might sound at first, the festival is actually based on an old Gaelic tradition. The Samhain Festival, which has been first recorded in Irish literature of the 10th century, traditionally celebrates the end of harvest season and the beginning of the „darker“ season. It seems like it’s always been celebrated in the night of the 31 October to 01 November since the Celtic day began at sunset. Samhain, therefore, lies roughly haldway between the autumn equinox and the winter solstice. This makes it one of the four, so-called „quarter days“, next to Imbolc, Bealltainn, and Lughnasadh. These mark the most important Celtic-pagan festivals. Imbolc is commonly celebrated on 01 February, so halfway between the winter solstice and spring equinox. Bealltainn falls on the 01 May, or about halfway between spring equinox and the summer solstice. Lughnasadh is celebrated on 01 August or, you guessed it, halfway between the summer solstice and autumn equinox. It’s fairly simple, really…

Der Sommer erklimmt die Bühne
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Summer climbs the stage

Auch wenn das Samhuinn Fire Festival in vielerlei Hinsicht eine kommerzialisierte Veranstaltung ist, so sind einige Elemente doch ähnlich dem traditionellen Samhain. Auch in alten gälischen Kulturen wurde der 31. Oktober mit Feuer und maskierten Menschen gefeiert. Genauso wie bei unserem moderneren Halloween glaubten die Gälen, dass an diesem Tag der Schleier zwischen unserer Welt und der der Toten durchlässiger war. Die Aos Sì, Geister oder Seelen, konnten also einfacher in die Welt der Lebenden hinüber treten. Die Masken dienten also als Tarnung vor den Aos Sì, die es in unsere Welt geschafft haben könnten. Allerdings wollte man bestimmte Tote auch zu sich nach Hause einladen, vor allem die Geister verstorbener Angehöriger. Für diese wurde dann ein Festmahl bereitet und an der Tafel war extra immer ein Platz reserviert.

The Samhuinn Fire Festival is certainly and in many regards a commercialised event. Nonetheless, many of its elements are similar to the traditional Samhain. Many old, Gaelic cultures celebrated 31 October with fire and masking. Just like our modern Halloween, the Gaels believed that on that day, the veil between our world and that of the dead was lighter. The Aos Sì, ghosts or spirits, could cross into the world of the living much more easily. The masks were, therefore, used to hide oneself from the Aos Sì that might have made it to our world. However, some of them were actually invited back home, namely the spirits of deceased kin. A feast was prepared for those and a seat on the table was always kept free.

Feuershow / Fireplay

Auch wenn man auf Calton Hill von diesem traditionellen Feiertag nicht mehr viel mitbekommt, so ist es doch ein sehr schönes und unterhaltsames Festival. Und die Trommelmusik ist erstaunlicherweise sehr ähnlich zu unserer rheinhessichen Guggemusik!

Although one does not really see much of the traditional festival on Calton Hill, it is certainly a beautiful and entertaining event. And the drumming is eerily similar to our Rhineland’s Guggemusik!

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